Ein klassischer Fall von Demontage des Konstruierten.
Zum letzten Mal, so erscheint es uns, wird in "Die Geburt
der Nation" der Versuch unternommen, mit den Mitteln der
von Griffith zu Biograph-Zeiten entwickelten Methoden den narrativen
Zusammenhang einer filmischen Erzählung zu erzeugen. Ebenso
lapidar fundamental wie von sanfter Ironie beseelt wird innerhalb
von 25 Filmminuten der Aufbau und Zerfall einer Staatsgründung
erzählt, den sich eine in die Wüste verschlagene Gruppe
junger Menschen auferlegt. Vom Scheitern seiner Protagonisten
ungetrübt, wendet sich der Film dann im zweiten Teil vehement
der Analyse von Potenz und Konsequenzen seiner angewandten erzählerischen
Mittel zu; vielleicht sogar um in der eigenen Versuchsanordnung
das Analog zum behaupteten Scheitern ganzer Gesellschaften zu
finden: Aus enttäuschten Projektionen wurden projizierte
Enttäuschungen!
Wybornys meisterhaft inszenierte Selbstreflexion filmischer Mittel
eröffnet programmatisch eine Diskussion über die Angemessenheit
des Aufwandes, den ein repräsentativer Spielfilm meint, betreiben
zu dürfen. Wyborny verwertet im zweiten Teil seines Films
dessen Reste und extrahiert als Resultat den Differentialquotienten
von Handlung: Bewegung bleibt als Ritze in der Zeit sichtbar,
alles andere verwandelt sich in einen schwarzen Block.
- Heinz Emigholz, Arsenal Berlin, Programm Februar 1994
Zur Premiere am 30.5.73 im Abaton Hamburg
(nur auf CD-Version)
Kritik von Tony Rayns, Sight and Sound London, Winter 1973/74
Interview mit Jonas Mekas, Village Voice New York 2. 6. 75
Excerpt from an interview with members of the Camera Obscura Collective, San Francisco Juli 1975
Kritik von Harmut Bitomsky, Filmkritik 10 / 79, S. 485
Vortrag vom 22.10.92 in der HBK
Hamburg
Beschreibung
der Tanzszene in "Was erwarten wir eigentlich von Bildern"
Kritik von Rainer Bellenbaum (Texte zur Kunst, Sept. 2005)