"Film ist eine sterbende Kunst!" singen viele Videomacher,
um sich Mut zu machen. Nun hat er bald hundertjähriges Jubiläum.
Wahr ist, daß die elektronischen Bildaufzeichnungsformate
immer häufiger benutzt werden, auch von mir. Hat die Häufigkeit
der Nutzung nun auch eine veränderte Ästhetik der Zeitgestaltung
zur Folge? Oder ist das von einem Autoren strukturierte bewegte
Bild der Bildaufzeichnung gegenüber so invariant wie Musik,
deren Stücken es gleichgültig ist, ob sie auf Tonbändern,
Schallplatten oder CDs aufgezeichnet werden? Ich weiß es
nicht.
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Das Ideal des Videokünstlers: der Frau/Mann, der einmal Meister werden will, grundiert sein Videoband mit einem Signal, dann kopiert er ein paar Bilder an die Stelle, wo ihm der Schwerpunkt des einmal fertigen Videos hinzugehören scheint (diesmal liegt er nicht dort, wo er bei seinem letzten Video lag) und allmählich füllt er dann das Band auf eine Art mit Bildern, die ihm richtig vorkommen. Szenen, die ihm beim Betrachten nicht gefallen, überschreibt er durch andere und nach ein paar Tagen ist das Video fertig; so wie ein Maler ein Bild, für dessen Format er sich vorher entscheiden muß, irgendwann ausgeführt hat.
So gesehen hat der künstlerische Prozeß bei der
Videoherstellung tatsächlich Ähnlichkeit mit dem Malen.
Die Arbeit beim Film ähnelt dagegen mehr der Arbeit des Bildhauers:
die Schere ersetzt den Meißel. Zunächst werden Bilder
grob zu Sequenzen zusammengefügt und im Laufe der Arbeit
werden diese Sequenzen immer mehr gekürzt und gewissermaßen
poliert. Bei Video war diese Arbeitsweise bisher nur mit großem
Aufwand möglich. Man konnte das Band zwar vorne und hinten
kürzen und nach hinten sogar verlängern, aber innerhalb
des Bandes verlangt jede zeitliche Veränderung einer Einstellung
einen neuen Kopierprozeß. Insofern war der Videokünstler
an das gewählte zeitliche Format ähnlich gebunden wie
ein Maler an die Maße einer von ihm gewählten Leinwand.
Nur durch ein mit Hilfe von timecodierten Schnittlisten sehr aufwendiges
Neukopieren des Ausgangsmaterials, bei dem durch Bandmaschinen
der Negativschnitt beim Film imitiert wird, ist ein filmähnliches
genaues Arbeiten möglich. Nichtlinearer Schnitt ist beim
Video sehr teuer. Das ändert sich gerade durch die Einführung
von computergestützten Schnittplätzen. Mit denen kann
man dann mit Video so schneiden, wie mit Film. Von den meusten
Videos, die bisher gemacht worden sind, muß man leider sagen,
daß ihre zeitliche Organisation auf der Schnittebene in
der Regel Merkmale des Erbärmlichen hat. Am besten sind wohl
Videos, die ungeschnitten sind und dem "Ich sehe" seiner
lateinischen Wortwurzel am ehesten entsprechen. Videos mit langen
Einstellungen, in denen die Kamera eine Art Ersatz des wahnehmenden
und über die Welt wandernden Auges ist.
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Eigenartigerweise kommt das Videobild aber nicht aus der Tradition
der Malerei. Das tatsächlich aufgezeichete Bild hat beim
Video keinerlei Ähnlichkeit mehr mit dem Ausgangsbild. Ohne
eine spezifische durch das Erscheinungsbild des Aufgezeichneten
nicht zu erratende Hardware wird es ewig unsichtbar bleiben. Einer
Raumsonde ein Videoband ohne dazugehörigen Videorecorder
mitzuschicken, wird selbst höchstentwickelte Zivilisationen
vor unlösbare Dekodierungsaufgaben stellen. Zu einem Filmband
dagegen wird eine solche Zivilisation jederzeit eine Maschine
konstruieren können, die den zeitlichen Verlauf rekonstruiert.
Was sagt das?
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Urbild von Film und Kino ist fraglos der Hohlraum der Kirche
mit den bemalten Wänden; Video dagegen gehört in den
Bereich des bemalten Kastens, der bemalten Skulptur vielleicht
oder den von außen bemalten Klosterkirchen des rumänischen
Moldaudistriktes (Voronet 1488-1547, PKG Byzanz Abb.38 + 39 Farbe;
Moldovita 1532, Abb.265) aus dem frühen 16. Jahrhundert.
Diese waren eine Extrapolation der bemalten Innenräume, vielleicht
wähnten sich auch ihre Erbauer wie die Videokünstler
auf der Seite des Fortschritts. Selbst Gott konnte diese Bilder
von außen sehen, man brauchte nicht nach innen zu gehen.
Dies Außenbemalung von Räumlichkeiten hat erst in diesem
Jahrhundert seine Ungewöhnlichkeit verloren, und zwar durch
bezahlte Werbung, die ja das Gegenteil von Kunst ist. Interessanterweise
haftet auch der Videokunst häufig das Aroma von Werbung an,
wie ein lästiges Parfüm. Vielleicht liegt das an dieser
Äußerlichkeit des Bildes. Natürlich gibt es Leute,
die uns Werbung als die wahre Kunst dieses Jahrhunderts verkaufen
wollen. Aber wer uns einzureden versucht, jemand wie Beethoven
würde statt die Missa Solemnis zu schreiben, heutzutage in
so etwas wie den Jingles, die als Musik Werbespots begleiten,
künstlerische Erfüllung finden können, muß
als gemeingefährlicher, Kultur und damit Gesellschaft zerstören
wollender Scharlatan bezeichnet werden dürfen.
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Der Wunsch, in Viodeoinstallationen Privatheit zu erzeugen:
diese entsetzlich aussehenden Kästen aus Sperrholz oder Metallplatten,
in die man als Zuschauer hineingehen muß; der Weg in ein
oft seltsames Dunkel, enormer Aufwand für ein einzelnes Video
- wenn es sich wenigstens lohnen würde; aber all dieser Aufwand
um meist nur einen winzigen Effekt. Das Video geht, obwohl es
an sich sehr billig ist und der Sparsamkeit entgegenkommt, sehr
großzügig mit dem Raum von Museen um. Sehr teuer, diese
Videoinstallationen, wenn sie sich zur Skulptur ausweiten wollen.
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Während also die Filmästhetik sich aus der Ästhetik
des Tafelbildes entwickeln läßt, hat Video bei bewußter
Nutzung eine Tendenz zum bemalten Körper oder der bemalten
Skulptur. In der Mittelsteinzeit noch im Zentrum des Kunstgeschehens,
im antiken Griechenland als Vasenmalerei schon industriell ausgeübtes
Kunstgewerbe, gehört sie nicht gerade zu den Lieblingsgebieten
abendländischer Kunst - christliche Kunstsicht muß
sich schon in die Krypten des frühen Christentums zu den
mit Reliefs versehenen Sarkophagen hinunterarbeiten, um Ähnliches
zu entdecken, und interessanterweise erinnern ja auch viele Videoinstallationen
mit ihrer Düsternis an diese Krypten. Und das auf Videobildern
Sichtbare hat oft ähnliche Enthöhltheit wie die Muster
der Reliefs auf den Sarkophagen. Das christliche Abendland hat
dem bemalten Körper aus irgendwelchen Gründen nicht
viel Aufmerksamkeit gewidmet, wie übrigens auch der bewegten
Skulptur nicht. Statik scheint für Skulptur etwas Wesentliches
zu sein, Mobiles etc wandern schnell wieder in den Kindergarten.
Auch bei Paiks Videoskulpturen ist interessant, daß große
statische Körper nur kleine Felder von sich Bewegendem enthalten
- wie angemalt. Allerdings: gemessen an der Schönheit der
Koren, die man im antiken Griechenland bemalte, wirkt ein Fernsehgerät
doch recht ernüchternd.
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Der Kinosaal und der ihn durchscheidende Projektionsstrahl:
seine gnadenlos phallische Linearität verwandelt sich in
den aufgehellten Raum, in dem die Bilder durch Kabel hindurch
zu Monitoren kriechen. Sie können überall hin, wo ein
Monitor steht, und sie können sich dabei vor allem auch vervielfältigen.
Das Video verliert dadurch seine phallische Gerichtetheit und
der Architekturwille der Videomacher ähnelt der Gestalt dieser
Kabelgeflechte - unphallisch sich durch die Zeit schnörkelnd
irgendwie zum Ziel kommen, dem Ende der Vorstellung. Aber eine
solche Vervielfältigung des einzelnen Bildes geht beim Film
nur über Spiegel oder verschiedene Kopien: das allerdings
hat die Filmindustrie voll genutzt: ihr Einsatz vieler Kopien
des gleichen Films zur gleichen Zeit hat noch die Verbreitung
eines jeden Videos überschritten - selbst wenn so ein Video
gesendet wird, haben noch nie Millionen dafür Geld bezahlt,
nicht einmal ein paar Tausend. Trotz gegenlaufender Propagierung
ist Video in der technischen Verbreitung der mit ihm hergestellten
Produkte eher kein Massenphänomen; seine Domäne ist
der Bereich des Amateurs, der das Wachsen seiner Familie und die
Chronologie seiner Urlaube aufzeichnet.
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Ansonsten bietet es vor allem eine sich technisch vervielfältigende
identische Oberfläche, die auf eine ironische Weise viel
eher die Essenz des Wortes "Film", das ja "dünnes
Häutchen" bedeutet - und von dem Lukrez glaubte, daß
es sich an der Oberfläche der Gegnstände befinde, und
dem Zuschauer in die Augen spränge - als Film selbst. Videoarchive
sind daher weitgehend Archive des "Ich habe etwas gesehen",
während Film durch den Bearbeitungsprozeß größere
Gegenwärtigkeit zu haben scheint. Dadurch läßt
sich die Wortwurzel des Video mit ihrem "Ich sehe" häufig
stärker in Filmen erkennen, in dem Sinne jedenfalls, daß
in ihnen ein EGO die Welt wahrgenommen, dies registriert und anschließend
in etwas verwandelt hat, dessen Wahrnehmung möglichst direkt
und gerichtet jemandem anderem zukommen soll.
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Weil das Fernsehen die gleiche Bildkodierung benutzt wie das
Video, hat Video die Aura eines modernen mediengerechten Aufzeichnungsverfahren
erhalten. Der entsteht aber nur durch die Kameras, durch die das
Ausstrahlen von Life-Bildern möglich wird. Videokunst ist
häufig eine Life- und Kamerakunst, aber auch die Verarbeitung
von etwas Aufgezeichnetem liegt durchaus im Genre, beliebt sind
allerdings vor allen Mischungen, die dann interaktiv funktionieren.
Mit dem medialen Aspekt der Ausstrahlung einer Fernsehsendung
hat Video dagegen nur zufällig zu tun: dem Fernsehen ist
es vom ästhetischen Standpunkt gleichgültig, ob die
durch Moderaratoren verbundenen Beiträge auf Video oder Film
entstanden sind. Es ist nur eine Frage der Schnelligkeit und des
Preises, da ist man sehr pragmatisch. Fernsehen als Medienereignis
hat kaum etwas mit der Form des Aufzeichnungsverfahrens zu tun.
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Film und Video gemeinsam ist der Aufnahmekörper, die Kamera.
Bei ihr handelt es sich um einen Behälter, an dem eine Linse
befestigt ist, die im dunklen Inneren dieses Behälters eine
kleinfeldrige Ähnlichkeitsabbildung der Wirklichkeit erzeugt.
In diesem sogenannten Bild treffen Photonen auf lichtempfindliches
Material, aus dem durch den Photoefekt Elektronen herausgeschleudert
werden. Soweit sind die Abbildungsverhältnisse bei Film und
Video identisch. Dann scheiden sich die Aufzeichungsverfahren:
beim Film lösen diese Elektronen chemische Veränderungen
aus, die dann im Laboratorium chemisch verstärkt und fixiert
werden; beim Video wird die Zahl der Elektronen in Form des durch
sie entstehenden Stroms in einem Gitternetz an Ort und Stelle
gemessen und dann versucht die Größe dieses Stroms
an jeder dieser Stellen zu jedem Zeitpunkt weiterzugeben und aufzuzeichnen.
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Beim Film erfolgt die Aufzeichnung in Kristallagglomeraten,
sogenannten Körnern, welche die Transparenz der Emulsion
modifizieren. Diese werden beim Kopieren und Projizieren als Ganzes
und auf einmal optisch kopiert. Das Videobild besteht aus Zeilen,
die von links nach rechts und Zeile für Zeile beschrieben
werden; dadurch entsteht in Videobildern eine sich immer wiederholende
Streifigkeit, während die Grundsubstanz des Filmbildes von
einer sich von Bild zu Bild ändernden Körnigkeit bestimmt
wird. Diese stereotype Streifigkeit ist eines der entsetzlichsten
Handicaps des Videobildes, und schließt seinen Kunstwerkcharakter
eigentlich schon aus.
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Dazu kommt, daß das Buchhalterische des Entstehens des
Videobildes (von oben links bis nach unten rechts, Zeile für
Zeile) das Bild selbst erst in einem zeitlichen Nacheinander entstehen
läßt und nicht mit einem Schlage wie beim Film. In
diesem Sinne existiert das Videobild eigentlich gar nicht. Während
also beim Film erst die Bewegung durch ein zeitliches Aufeinanderfolgen
erzeugt wird, ist beim Video schon das Einzelbild durch Bewegung
erzeugt.
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Das Buchhalterische des Bilderzeugungsprozesses scheint verwandte
Seelen anzulocken: Videos sind oft durch eine dümmliche lineare
Dialektik vom Typ des Sokrates gekennzeichnet, die nur schwer
zu ertragen ist, wenn sie sich mit dem Anspruch verbindet, die
Welt zu beschreiben. Daher ist das Höhlengleichnis Platos
(aus dem 7.Buch der Politeia) bis heute Gipfel der denkerischen
Anstrengungen in der Videokunst geblieben: daß nämlich
die Bewohner einer Höhle die Schatten, die von einem hinter
ihnen liegenden Feuer auf eine ihnen gegenüberliegende Höhlenwand
geworfen werden, für Wirklichkeit halten. Dabei wird das
Heilmittel, das schon Plato gegen eine so enge Weltsicht anbot,
übersehen: eine Expedition ins Licht, die diese Schatten
als Schimäre erkennt, und danach nie wieder mit der Schattenwelt
zufrieden sein wird. Viel Videokunst ist philosophsch vor allem
selbstreflexiv, und fragt sich inwieweit das Videoabgebildete
Teil der Wirklichkeit wird.
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Während also zahlreiche Videobeiträge im Stil des Höhlengleichnisses vorliegen, gibt es kaum etwas zur Essenz des Bildes. Die Vorsokratischen Fragen des Parmenides (was ist mit Haut, Haaren, Schmutz?) werden von Video auf Grund der geringen Auflösung gar nicht erst gestellt. Und es gibt keinen Beitrag zur Essenz von bearbeiteter zeitlicher Abbildung, der Idee des Schnitts. Da werden die Verfahren des Filmschnitts kopiert und es wird so getan als wäre diese eine Selbstverständlichkeit.Was mit der Wahrnehmung des Betrachters beim Schnitt geschieht, wie er zu einem Resultat bei seiner Zusammenhangsanstrengung gelangt, scheint den Videokünstlern keine Erörterung wert zu sein. Solche Fragen werden bei Video als schon beantwortet empfunden. Da kaum vorstellbar ist, daß Videomacher von ihrem Naturell her dumm oder oberflächlicher sind als andere Künstler, scheint es so zu sein, daß ihnen die Streifigkeit ihres Mediums auf die Birne geschlagen ist und daß dies im Verbund mit den Werbeslogans der Apparatehersteller eine Art Gehirnwäsche unter ihnen bewirkt hat, infolge welcher sie ewig die gleichen drei Fragen herausstammeln müssen: Was ist ein Medium? Worin besteht seine Botschaft? Was kann man dagegen tun?
Dabei ist die Antwort so einfach - bereits der wegen der "Streifigkeit"
der von ihm beobachteten javanischen Gewässer verrückt
werdende Leuchtturmwärter Dowse aus Kiplings Erzählung
"THE DISTURBER OF TRAFFIC" hat sie gefunden: als er
es für erwiesen hielt, daß die ihn verrücktmachenden
Streifen in der Flores-Straße durch die vorbeifahrenden
Schiffe verursacht wurden, setzte er eine Wrackboje aus, und sperrte
sie so für den internationalen Schiffsverkehr!
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Dieses dem Video wie Leim anhaftende Platonische wiederholt
sich seltsamerweise auf vielen Ebenen, oft wird das Gelackte und
Künstliche betont, und als elegant gelten Arbeiten, bei denen
man sich die Finger nicht besonders schmutzig zu machen bracht,
körperlich und auch geistig: der Faule und vor allem konzeptionell
Denkende glaubt, im Video ein ihm entsprechendes Medium zu finden.
Man berührt im Video das Bild der Welt nicht mehr, macht
sich beim Schnitt die Finger nicht mehr von Klebeband oder Filmkitt
schmutzig: masturbiert wird nur noch mit dem Medienhandschuh.
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Erstaunlich wenig Beiträge der Videokunst behandeln die
Wortwurzel, das "Ich sehe." Die Beschäftigung damit
scheint den Amateuren vorbehalten zu bleiben. Aus irgendeinem
Grund sind sich die meisten Videokünstler zu vornehm dazu,
einen eigenen bildbewußten Zugang zur Wirklichkeit zu suchen,
viele begnügen sich mit Bildern, die sie importieren, oder
die absichtlich so gemacht sind, als wären sie durch einen
anonymen Prozeß entstanden. Auf seltsame Weise ist Video
zu einem "Vidit", einem "Es sieht" geworden,
und einer kritisch gemeinten Untersuchung über dieses Es.
Aber meiner Ansicht nach ist dieses "Es", den man einmal
als großen Bruder bezeichnet hat und der in alles hineinschnüffeln
möchte, eine Schimäre. In Demokratien wie unserer gibt
für uns Kleine keinen großen Bruder. Niemand ist an
uns interessiert, schon gar nicht ein übermächtiges,
uns übelwollendes "Es", was alles sieht.
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In der Musik gab es auch einmal den Versuch, eine nur aufzeichnungsabhgängige
Kunst zu etablieren, eine Tonbandkust, das ähnelte schon
ein wenig dem Video. Von einer CD-Kunst dagegen habe ich bisher
nichts gehört. Vielleicht ist die häßlich uniforme
Braunheit des Bandes, mit dem man arbeitet, ja ursächlich
verantwortlich für den überzogenen Kunstanspruch, der
sich aus seiner Neuheit ableiten will. In den Kassetten wird diese
Farbe ja weitgehend verborgen. Zusammen mit dem Gedanken, daß
man sich die Finger bei der Arbeit mit mit diesen braunen Bändern
nicht schmutzig machen möchte, lassen sich für die Videoästhetik
recht interessante psychonalytische Zusammenhänge herstelllen.
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Ohne Zweifel ist einer der Vorteile der Videovorführung
ihre zwanglose Präsentation - für einen Fünf-Minuten-Film,
den man drei Personen zeigen möchte, ein Kino mieten zu müssen,
mutet wahnsinnig an. Da wird sakraler Zusammenhang absurd. Die
Filmvorführung ist sinnvoll erst in der Gemeinde. Vorstellungen,
in denen man allein ist, sind dennoch eigentlich weniger deprimierend
als ein unerhörter Luxus. Auch Videos schaut man sich ungern
allein an.
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Projektor und Videorecorder sind anders als Film- und Videokamera unglaublich verschiedenartige Geräte.