Joachim von Mengershausen
Über die Hamburger Filmschau 1970
in Filmkritik 11 / 70 S. 568
... Nachhaltig beunruhigend, zum Denken zwingend, waren vor allem die Filme zweier gänzlich unvergleichleicher Regisseure, die des Wiener Aktionisten Günter Brus und des Hamburgers Klaus Wyborny. "Körperanalyse" und "Impudenz im Grunewald" von Brus sind wie Reisen in die eigene Vergangenheit, in die frühe Kindheit, sind Demonstrationen infantiler Erotik, irritierend, schreckenerregend, voller Bilder, die sich einbrennen ins Gedächtnis und dort weiterbrennen, nicht verglühen wollen, bedrückend und erhellend wie gewisse Phasen innerhalb einer Psychoanalyse. Wybornys Filme "Dallas-Texas" und "Percy McPhee-Agent des Grauens" sind streng komponierte Gebilde, erfüllt von einer geheimnisvollen Schönheit und einer unvergleichlichen Musikalität, Filme, die man auswendig lernen möchte wie Gedichte, damit man sie sich immer wieder aufsagen, vorführen kann, hoffend, daß sie ihre verkanppten, fast zu Abstrakta gewordenen Geschichten doch preisgeben werden. ...