Symposion
Architekturen in der Zeit: Architektur, Literatur und Film - ein neuer Umgang
Eine Veranstaltungsreihe des Literaturhauses Hamburg und des Metropolis-Kinos Hamburg im Rahmen des Hamburger Architektursommers 2003
Filme sind imaginäre Architekturen in der Zeit und haben für sich, daß ihre Existenz auf Speichermedien nicht raumgreifend ist. Noch ein Plus: Ihre Präsenz in den Gehirnen ihrer Konsumenten läßt sich schlecht auf einen Nenner bringen. Auch wenn Publicity und Kulturkritik das gern anders sähen. Raffiniert passiv wie schweigende Gräber, in die etwas versenkt wird, sitzen wir im Kino und reimen uns die Welt zusammen. Was die komplizierte Leiche uns aus ihrem speziellen Sarg heraus zu erzählen hat, kommt in keine Zeitung. Die Folgen werden abgespeichert und vergessen. Ebenso wie die Originale nach Halbwertzeiten rapide verfallen, oder jetzt schon ohne Lesemaschinen dumm dastehen. Jedenfalls verschandeln sie nur kurzfristig die Aussicht. Bei Häusern ist das anders... - Heinz Emigholz ("Das schwarze Schamquadrat")
Programm
Montag 23.6. 20:00 Uhr Literaturhaus - Siegfried Zielinski liest aus seinem neuen Buch "Archäologie der Medien - Zur Tiefenzeit des technischen Hörens und Sehens".
Die Archäologie der Medien biegt den Zeitpfeil aus dem Jetzt heraus um und richtet ihn durch zurückliegende Ereignisse und Personen hindurch. In einer großzügigen Suchbewegung spürt sie Ideen, Entwürfen und Praktiken nach, die von vergessenen, verdrängten oder bisher unbekannten Abenteuern einer unmöglichen Gegenwart des Medialen handeln. Technik wird dabei nicht primär in ihrem Potential bemüht, Ängste zu bannen, sondern um die Kräfte der Einbildung und der Poesie entfalten zu helfen. - Näheres unter http://www.khm.de/personen/staff/zieli_d.htm
Danach 15-minütige Kurzvorträge von K.Wyborny "Literatur, Sprache und Film" und Heinz Emigholz "Architektur und Medien".
Anschließend Symposion zur weitergehenden Erkundung des Themas, mit Siegfried Zielinski (Kunsthochschule für Medien Köln), Klaus Wyborny und Heinz Emigholz (beide Universität der Künste Berlin).
Dienstag 24. 6. 17 Uhr Metropolis - Zwei Filme aus der Reihe "Architektur als Autobiographie" von Heinz Emigholz: "Sullivans Banken" (35mm, 38 Minuten) über die letzten acht Bauwerke des amerikanischen Architekten Louis H. Sullivan (1856-1924) und "Maillarts Brücken" (35mm, 24 Minuten) über das Werk des Schweizer Künstler-Ingenieurs Robert Maillart (1872-1940). - dazu die New York Times: "Magic is evoked" - Weitere Texte dazu unter www.pym.de
Dienstag 24.6. 20:00 Uhr Literaturhaus - Klaus Wyborny präsentiert Ausschnitte seines neuen Spielfilms "Sulla" (120 Minuten, 2002), in dessen Zentrum die Errichtung des ersten im Betongußverfahren hergestellten Gebäudes steht, des Iuppitertempels oberhalb Terracinas, und liest (zusammen mit Hanns Zischler, dem Hauptdarsteller des Films) aus seinem dazugehörigen gleichnamigen Roman. Näheres unter www.typee.de und Sulla der Film sowie Sulla (englische Fassung) . Über Sulla, den Roman, als Teil der Comédie Artistique unter Comédie Artistique
Mittwoch 25.6. 17 Uhr Metropolis - Klaus Wyborny: "Subjektiver und Objektiver Raum"
Vortrag mit Filmbeispielen von reflexiv erlebter Architektur: "Häuserfilm", eine Anthologie Hamburger Vorortsarchitektur aus dem Jahre 1977; "Die Glasfenster der Pariser Sainte-Chapelle" (2002); "Benedictus" - Anthologie englischer Industrielandschaften (1986)
Mittwoch 25.6. 20:00 Uhr Literaturhaus - Heinz Emigholz liest aus seinem Buch "Das schwarze Schamquadrat", über das der Filmkritiker und Autor Helmut Färber in FOCUS schrieb: „In 120 Filmnotizen gräbt der Autor und Regisseur die gesamte Filmgeschichte um (samt Medien-/Bildtheorien) und mit seinem nicht chronologischen Journal das Nervensystem der Gegenwart, sich selbst und die letzten Geheimnisse der Republik. Dies in einer Gedanken- und Sprachverdichtung, die nur jemandem möglich ist, der sein künstlerisch-geistiges Tun nicht als Beschäftigung versteht, sondern als Arbeit, das heißt als Widerstand." (näheres unter www.pym.de)
Donnerstag 26.6. 19 Uhr Metropolis - "Zeitliche Architekturen im Dokumentarfilm" - Harald Bergmann beschreibt Schnittstrategien zu seinem Film "Passion Hölderlin", einem Zusammenschnitt aus mehr als 100 Stunden Interviews mit Hölderlin-addicts, der im Spätsommer auf "arte" laufen wird. Näheres unter www.scardanelli-derfilm.de
Freitag 27.6. 19 Uhr Metropolis - Hamburger Erstaufführung des Films "Goff in der Wüste" (35mm, 110 Minuten) von Heinz Emigholz:
Der Film zeigt zweiundsechzig Bauten des amerikanischen Architekten Bruce Goff (1904-1982) vom Tankstellenhäuschen bis zum repräsentativen Museumsbau und ist damit die erste umfassende filmische Dokumentation fast aller seiner noch existierenden Gebäude. Bruce Goff ist der große Unbekannte einer originär amerikanischen Architektur. Seine baulichen Erfindungen und Entwürfe liegen quer zu den Idealen der dagegen exklusiv bekannt gewordenen International StyleBewegung. Die Kontroversen, die das Werk von Bruce Goff zu seinen Lebzeiten auslöste, sind Legende. Fast jedes seiner Gebäude war ein Schock in der Landschaft, der neue, bis dahin ungeahnte Möglichkeiten von Architektur freisetzte. Heinz Emigholz¹ Filmfotografie ist eine kongeniale Annäherung an die von Bruce Goff gestalteten Räume. Die Filmaufnahmen fanden im Frühjahr 2002 auf einer 9.200-Meilen-Reise durch die USA statt. - Mehr dazu unter www.bruce-goff-film.com
Veranstaltungsorte:
Literaturhaus Hamburg, Schwanenwik 38 und Metropolis-Kino Dammtorstraße 30a
Karten und Eintrittspreise:
www.literaturhaus-hamburg.de - tel.: 040-2270 200
www.metropoliskino.de - tel: 040-34 23 53