Süddeutsche Zeitung, Nr. 27 vom 3.2.2005
Fritz Göttler
Etwas Eigentliches
Klaus Wyborny bringt seinen "Sulla" ins Münchener Filmmuseum
Einfache Formen waren es, mit denen Griffith hantierte, von dem es heißt, er hätte das Kino erfunden. Auf Griffith beruft sich der Hamburger Autor und Filmemacher Klaus Wyborny - "Die Geburt der Nation"hat er in Anspielung auf das opus magnum des Meisters einen frühen Film genannt, 1973. Es geht um die Bausteine, aus denen Gesellschaften sich zusammensetzen und die Filme, die davon erzählen könnten.Es geht ums Instrumentarium des alten Kinos und des Denkens, darum, an die Stelle der alten Systeme von Bedeutungen das neue Spiel der Montage und Demontage zu setzen. Fast dreißig Jahre später hat Wyborny sich wieder mit dem Staatenbau befasst - in seinem Roman- und Filmwerk "Sulla". Hanns Zischler verkörpert den römischen Politiker, der auf seinem Feldbett räsoniert und versucht, dabei nicht in die Sonne zu geraten, der sich der Utopie des Imperiums so intensiv widmet wie seinem Schwanz: "Ah - der Duft der Pinien tat wohl. Mein Gott, dachte er, eine ganze Welt kann in einem Geruch enthalten sein. Jedenfalls ließ sich hier ein Zustand von Erleben verwirklichen ... Versuchte er hier etwas herzustellen, in dem sich etwas Eigentliches aufhalten konnte? Woraus bestand solche Eigentlichkeit? Aus Gefühlen? Aus Leidenschaft?" Am Donnerstag stellt Wyborny die beiden Filme im Münchener Filmmuseum vor.