Dieser Film hier, FENSTERFILM, basiert auf einem
Gedicht von Joseph von Eichendorf, das gestern in der Bildzeitung gestanden
hat, und das MONDLICHT oder so ähnlich heißt. Die Grundannahme
des Films ist die Fehlannahme, daß die Betrachtung der Natur etwas
ist, was irgendwie erbaulich ist, jedenfalls irgendwas, was den Menschen
interessieren könnte. Das ist natürlich grundfalsch, denn wie
jeder weiß, ist die Natur der natürliche Feind des Menschen.
Offensichtlich bei diesem Stück Film ist natürlich die Symbolik
des Kreuzes und seiner Metamorphosen, und im Lauf des Films wird sehr klar
werden, auf welche lächerlichen Formen der teutonische Schwachsinn
und speziell seine Artikulation, die Blondheit, verfällt.
Im Film handelt es sich um Langzeitbelichtungen, jedes einzelne Bild ist,
glaube ich, so an die acht Sekunden belichtet, das sieht man nicht so direkt.
Wenn man aber genau hinguckt, merkt man, daß das eigentlich nichts
mit diesem üblichen Einzelbildeffekt zu tun hat, weil all die Einzelbilder
sind verschmiert, von der Langzeitbelichtung. Das kann man machen, wenn
man Graufilter davorschaltet, ich wußte damals aber nicht genau, wie
man das richtig belichtet, deswegen ist es manchmal dunkel geworden - die
Grundidee war wohl, die Fenstertüren als Sektorenblende zu benutzen.
-Diese Szene hat eine dramaturgische Finesse, die sich die Blondheit
ausgedacht hat.
- Und diese Passage figuriert mehr recht als schlecht als Figuration des
Psi-Effekts.
- Hier handelt es sich um wohl so etwas wie einen virtuosen Klimax,
- mit darauf folgendem lyrischen Intermezzo.
-Wie man sieht, endet der Film recht beschaulich.
(und natürlich stellt sich auch die Blondheit des Arbeitsprozesses
in schonungsloser Nacktheit dar).
Dies ist wieder so ein ruhiger Teil zum Schluß, weil die Filme
zerkratzen am Anfang und am Schluß immer unheimlich, da ist es ganz
gut, wenn man am Anfang und am Schluß nicht so tolles Zeugs macht,
also am Anfang ist es ganz besonders schlimm, und dann gibt es da auch immer
das Problem mit der Schärfe, daß das Bild nicht so richtig scharf
ist, und es dauert immer so ein, zwei Minuten, bis man es eingestellt hat.
Das war also der zweite Teil von der Tragödie der Blondheit, und wie
man gesehen hat, ist das der Teil, der in Tragödien immer als Hybris
bezeichnet wird, wenn man unheimlich rumfummelt, und auf einmal glaubt,
das große Glück gefunden zu haben.
Und das ist das etwas pathetische Schlußbild.
So, jetzt kommt der dritte Teil, und der heißt
CORDALLIMENTE ITALIANO und ist nicht aus der Serie STÜCKE AUS FILM,
sondern eher aus der Serie DAS LEBEN IN STÜCKEN.
So, das ist so aus meinem Fenster in der Jarrestraße in Hamburg.
Der vorige Film war ja ein Film gegen alles, dieser Film hier hingegen
ist ein Film gegen nichts, ist nicht gegen den Kapitalismus und nicht gegen
den Kommunismus, ist nicht gegen Kuba und nicht gegen Madagaskar, nicht
gegen die DDR und nicht gegen Bayern, nicht gegen die Filmindustrie und
nicht gegen das Filmfest, nicht gegen Hellmuth Costard und nicht gegen Heinz
Emigholz, nicht einmal gegen die Idee des Film oder die Idee des Bildermachens,
oder gegen die Kameras oder die Projektoren, oder gegen die Leinwand. Der
vorige Film war gegen alles, dieser Film ist ein Film gegen nichts.
(und ich genieße nichts mehr, als andere Leute aufzuwecken und mit
ihnen zu frühstücken.)
Also ist so aus meinem Fenster, und ab und zu fließt da der Rhein
vorbei, und da kann man die Schiffe sehen, und das ist sehr angenehm.
Dies ist auch ein Film über Synchronton. Der Ton, den ihr so hört,
ist absolut synchron zu den Filmaufnahmen. Es ist mit Pilotton aufgenommen,
und der ganze Ton, den ihr hört, spielt sich außerhalb des Bildfeldes
der Kamera ab.
Wie ihr seht, ist dieser Film auch etwas gröber hergestellt als die
anderen, es sind einfach so Rollen zusammengeklebt, das hab ich heut morgen
gemacht, das hat so ne Stunde gedauert, ungefähr, für ne halbe
Stunde Film, und am Anfang ist das noch alles so relativ sorgfältig
hergestellt, aber so, wenn der Film jetzt weitergeht, wird es etwas eigenartig,
der degeneriert so langsam zum Panoptikum der Einfallslosigkeit.
(je länger der Film dauert, desto schlechter wird er, und gegen Ende
degeneriert er zu einem Panoptikum unendlicher Einfalt und Ideenlosigkeit.)
Dies hier ist ein besonders übler Teil, jeder weiß, daß
sowas immer so Übergangscharakter hat, um von einem Ort zum anderen
zu kommen: da fährt einer. Das ist natürlich auch besonders schwachsinnig,
dann, das da.
Wie gesagt, das alles was ihr seht, das bedeutet absolut nichts, überhaupt
nichts. Das einzige, worauf es ankommt, ist das Schnurren des - das, der
Titel hier ist falsch, falsch geschrieben, kommt später nochmal - das
einzige, worauf es ankommt, ist das Schnurren des Projektors und die Zeit,
die dabei vergeht, Zeit, die uns gestohlen wird aus einem Leben, das so
voller Ereignisse ist, daß wir uns über jeden Diebstahl, der
so halbwegs gelungen ist, ganz schön freuen. Dies allerdings ist kein
halbwegs gelungener Diebstahl, dies ist Vergewaltigung, Mord und Verführung
Minderjähriger.
(Hier diese Stelle ist besonders unverständlich, an sich sollten diese Passagen überall dazwischengeschnitten werden, so als rhythmische Interpunktion, aber das ist ja doch alles Quatsch, es sieht ja doch jeder, daß es nur dazwischengeschnitten ist, und dann zerfällt das eben wieder in seine Bestandteile, Film ist eben nicht wie Töpferei.)
(Musikeinsatz, Anfang Mahler)
(Tonarm am Ende)
(Musik in der Mitte)
Ich hab so vergessen, über Musik zu sprechen. Wenn man son schlechten
Film hat, dann kann man immer son bißchen Musik machen, und dann klingt
das ganz gut und mit dem Ton gehen die Bilder ganz gut zusammen, seht ihr,
wie das so fließt, so
(Ach so, ich habe die Musik vergessen, damit geht es natürlich,
hier jetzt fließt alles. Schön, alles ist elegant verschmiert.
(Mahlers Lied von der Erde, aber während "schön" gesagt
wird, immer Aufheben des Tonarms und brutales Neupositionieren mitten in
die Musik hinein, sehr laut und sehr brutal, 3 mal Ratsch, ratsch, ratsch)
Aber ihr habt ja auch gesehen, daß das eigentlich auch den Film nicht
besser macht, scharfe Augen durchschauen auch das)
Ratsch
Ratsch
Ratsch
längere Musikpassage
Dies hier war an sich als solche Serie von Zwischenschnitten geplant,
aber dann hatt ich heut morgen da keine Lust zu, weil einem gut blickenden
Publikum fällt das natürlich auf, daß
(Musik aus)
sowas so bewußte Operationen sind, und dann zerfällt das dann
doch wieder, dann sieht man, da hat irgendjemand so ne Entscheidung getroffen,
also da fällt man denn ja doch nicht so richtig drauf rein.
Dies ist nicht so zwischenschnittartig. Dies ist auch nicht so gut für
einen Zwischenschnitt. Dies meint ich, dieses Rat-a-ratta-ta-tam. Ich glaub
jetzt kommt ne ganze Rolle mit diesem Ratta-ta-tatta-ta-tam. Na ja, Film
ist eben -manche Leute sagen ja, Film ist wie Töpferei, da klebt man
so Sachen zusammen, und dann entsteht da so n Topf, aber wenn man dann genau
guckt, dann zerfällt das irgendwie, es ist irgendwie sehr traurig,
manchmal, da sagt jemand, er hat n Topf gesehen, und dann guckt man dahin,
und dann sieht man nur Scherben...